Aktuelle Studien zu Desinformation und Journalismusforschung

von weitklick-Redaktion | 18.08.2020

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Medienkompetenz durch Aufklärungskampagnen stärken 

Dass sich die Aufklärung rund um Desinformation im Netz lohnt, zeigt eine Studie der National Academy of Sciences der USA, die in der eigenen Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde. Anhand von Tests konnten die Forscher*innen herausfinden, dass US-amerikanische sowie indische Nutzer*innen, die zuvor Hinweise im Rahmen einer Aufklärungskampagne von Facebook zu Falschmeldungen gelesen hatten, kritischer mit Nachrichten umgehen.

Bevor die Tests durchgeführt wurden, lasen die Proband*innen sich landesspezifische Hinweise und Tipps von Facebook zur Erkennung von Falschmeldungen durch. Anschließend gaben die Proband*innen an, für wie wahrheitsgetreu sie verschiedene Überschriften halten. Darunter befanden sich Überschriften von Artikeln anerkannter Medien und solche, die bereits durch Fact-Checking-Seiten als Falschmeldungen deklariert werden konnten. Der Test kommt zu dem Ergebnis, dass die Teilnehmer*innen mit den falschen Überschriften kritischer umgehen als zuvor. Bei den US-amerikanischen Teilnehmer*innen verbesserte sich das Urteilsvermögen um 26,5 %, bei den indischen Teilnehmer*innen um 17,5 %. Allerdings verringerte sich auch bei einigen Proband*innen das Vertrauen in die Überschriften von anerkannten Medien.
 

Was Journalist*innen sollen und wollen

Das Verhältnis zwischen Journalismus und seinen Konsument*innen hat sich durch den Medienwandel verändert. Immer öfter finden Mediennutzer*innen sich nicht mehr nur als Konsument*innen von Nachrichten wieder, sondern werden selbst durch vermeintlich simples Posten auch zu Medienproduzent*innen. Zudem hat sich der Anspruch an den Journalismus gewandelt: Das Publikum wünscht sich mehr Transparenz und Partizipation. Auch sinkende Abonnement-Zahlen bei Tageszeitungen und „Lügenpresse“-Vorwürfe sind laut Medienwissenschaftler*innen ein deutliches Indiz für eine Transformation dieser Beziehung. Welche Erwartungen hat das Publikum also an den Job des/der Journalist*in?

Zusammen mit Julius Reimer und Dr. Sascha Hölig führte weitklick-Beiratsmitglied Prof. Dr. Wiebke Loosen eine repräsentative Studie zu den „(In)-Kongruenzen zwischen journalistischem Rollenselbstverständnis und Publikumserwartungen“ durch. Dabei kam die Forschungsgruppe  zu dem Ergebnis, dass die Erwartungshaltung der Journalist*innen selbst zu großen Teilen mit den Erwartungen der Bevölkerung Deutschlands übereinstimmt: „Was Journalist*innen vor allem tun wollen, ist auch das, was sie in den Augen der Bevölkerung vorrangig sollen: insbesondere objektiv berichten, analysieren und einordnen, aber auch die Förderung von Toleranz und kultureller Vielfalt wurde von beiden Gruppen als vergleichsweise wichtig eingestuft.“ Auch das Interesse an Nachrichten generell und die Ausprägung der Nutzung journalistischer Online-Medien haben einen positiven Einfluss darauf, für wie relevant klassische journalistische Aufgaben erachtet werden.

Loosen, W.; Reimer, J.; Hölig, S. (2020): Was Journalisten sollen und wollen: (In-)Kongruenzen zwischen journalistischem Rollenselbstverständnis und Publikumserwartung. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 49), ISBN 978-3-87296-159-4.)

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