KI in sozialen Medien als Wunsch-Erfüller? Rückblick auf das zweite weitklick-Webinar
von weitklick-Redaktion | 11.07.2025
KI und Empfehlungssysteme: Alltäglich, aber intransparent
Nach einem Einstieg in die Funktionsweise Künstlicher Intelligenz wurde schnell klar: Empfehlungssysteme begegnen Jugendlichen täglich – in sozialen Medien, bei YouTube, TikTok oder beim Online-Shopping. Doch wie sie genau funktionieren, bleibt oft unklar. Viele Jugendliche haben nur vage Vorstellungen davon, welche Daten verwendet werden – und einige empfinden die Intransparenz sogar als „gruselig“.
Jugendliche zwischen Nutzen, Ohnmacht und Kreativität
Achim Lauber präsentierte qualitative Forschungsergebnisse des Projekts „Digitales Deutschland“, die deutlich machen: Jugendliche erleben Empfehlungssysteme als hilfreich, etwa um passende Inhalte schneller zu finden. Gleichzeitig beschreiben sie ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber der Datenerhebung solcher Systeme und empfinden es als schwer, sich aus dem Sog endloser Empfehlungen zu befreien. Aussagen wie „Das ist ein Teufelskreis“ oder „Man weiß, dass man eigentlich was Produktiveres tun sollte“ unterstreichen diesen inneren Konflikt.
Gleichzeitig entwickeln Jugendliche kreative, oft experimentelle Umgangsformen und Nutzungsstrategien mit den Systemen: etwa durch das gezielte Liken oder Kommentieren zur Steuerung der Algorithmen, die Nutzung von Parallel-Accounts oder das Verändern persönlicher Daten, um den Empfehlungsalgorithmus bewusst zu beeinflussen.
Welche Kompetenzen brauchen Jugendliche?
Im Mittelpunkt von Achim Laubers Beitrag stand die systematische Frage: Welche Kompetenzen benötigen Jugendliche für einen souveränen, reflektierten Umgang mit automatischen Empfehlungssystemen? Die Ergebnisse lassen sich in mehreren Kompetenzdimensionen bündeln:
- Verständnisdimension: Wissen, wie Empfehlungssysteme technisch und datentechnisch funktionieren.
- Reflexionsfähigkeit: Die eigenen Nutzungsweisen kritisch hinterfragen und die Auswirkungen von Empfehlungen einschätzen können.
- Gestaltungskompetenz: Strategien kennen und anwenden, um Einfluss auf das eigene Empfehlungserlebnis zu nehmen.
- Ethische Bewertung: Eine Haltung gegenüber Fragen wie Datensouveränität, Transparenz und Einflussnahme entwickeln.
- Kreativität & Problemlösungsfähigkeit: Exploratives Handeln als Mittel, um Systeme auszutesten und eigenes Wissen zu erweitern.
Achim Lauber betonte, dass diese Fähigkeiten nicht automatisch mit dem Alter oder Bildungsgrad zunehmen. Vielmehr spielen implizites Wissen und Erfahrungslernen („Learning by Doing“) eine große Rolle – was die Bedeutung gezielter Medienbildung umso stärker unterstreicht.
Medienbildung als Schlüssel – und Auftrag
Im Webinar haben wir auch über die Bedeutung medienpädagogischer Bildungsangebote diskutiert. Heranwachsende entwickeln zwar basierend auf ihren persönlichen Nutzungserfahrungen Strategien, es ist jedoch wichtig, dass sie dabei nicht allein gelassen werden. Lehrkräfte und Eltern sollten als verlässliche Ansprechpersonen da sein. Sie müssen nicht alles wissen, aber sie sollten die Fragen und Sorgen der Jugendlichen ernst nehmen, offen für Gespräche sein und wissen, wo sie selbst Informationen finden können.
Programme wie weitklick helfen Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften, Themen rund um KI im Unterricht zu besprechen und Medienkompetenz zu vermitteln. Ziel ist es, Jugendliche zu befähigen, nicht nur Nutzer*innen, sondern aktive Gestalter*innen ihrer digitalen Umgebung zu werden.
Nächstes Webinar „Mit KI gegen Desinformation – Medienkompetenz und Verantwortung stärken“
Desinformationen, die online kursieren, sind keine Neuheit. Doch KI beeinflusst die Verbreitung von Desinformation im Netz auf eine neue Weise. Im Webinar am 23.09.2025 beleuchten wir diese Dynamik und stellen uns gemeinsam mit Gastreferent Jonas Fegert (FZI – Forschungszentrum Informatik) die Frage, wie KI auch zur Stärkung der Medienkompetenz gegen Desinformation eingesetzt werden kann.
Weitere Infos und die Anmeldung finden Sie in unseren Veranstaltungen.