Kurs IV Modul 2 - Desinformation in der digitalen Gesellschaft

Geschätzte Dauer
30 Minuten
Intro

In diesem Modul bearbeiten Sie die folgenden Themen:

  • Entstehung von Desinformation in der digitalen Gesellschaft
  • Verbreitungs- und Erscheinungsformen von Desinformation im digitalen Raum
  • Desinformation im Jugendalter
  • Praxisbeispiele zur Thematisierung von Desinformation im digitalen Raum

Jeder Kurs besteht aus zwei Modulen, die immer gleich aufgebaut sind. Sie beginnen mit einem Input, der aus mehreren Infoblöcken bestehen kann. Darauf folgt eine Reflexion zur persönlichen Standpunktbestimmung. Nach einem weiterem Input folgen Unterrichtsideen in der Werkstatt. Jedes Modul schließt mit einem Test ab.

Input

Der Wandel der Medienlandschaft, mit neuen Produktions-, Gestaltungs- und Verteilungsmöglichkeiten, verändert den Bezugsrahmen und die Bedingungen für Desinformation in der digitalen Gesellschaft. In diesem Modul erfahren Sie mehr darüber und erhalten Einblick, wie Jugendliche dazu stehen.

Wie  entsteht Desinformation in der digitalen Gesellschaft?

leute mit handy und laptop
© GaudiLab I shutterstock.com

Die Kommunikationsinstrumente der digitalen Gesellschaft ermöglichen eine Vielzahl neuer Wege, Desinformation außerordentlich schnell, schrankenlos und weltweit zu verbreiten. Erprobte analoge Kommunikationsmethoden werden algorithmisch übersetzt und automatisiert, individuelle Kommunikation findet zusätzliche virtuelle Resonanzräume mit vergrößertem Publikum.

Insbesondere Soziale Medien und Netzwerke bieten Raum, Desinformation umgehend und zielgerichtet an eine große Zahl von Empfänger*innen weiterzutragen. Dies verändert nicht nur die Reichweite, sondern auch die Auswirkungen von Desinformation auf die Gesellschaft. 

Durch freien offenen Zugang zu Werkzeugen und Netzwerken kann jede*r produzieren, senden und empfangen (Demokratisierung von Desinformation).

Wie entsteht Desinformation in der digitalen Gesellschaft?

Veränderte Medienlandschaft 

ARD
© photothek.de

Traditionelle Massenmedien und Journalismus galten lange Zeit als vertrauenswürdige Institutionen, auf deren Expert*innenwissen und seriöser Berichterstattung Verlass war. Die Veränderung und Segmentierung der Informationslandschaft durch Digitalisierung hat eine Bedeutungsverschiebung ausgelöst und diese Position geschwächt. Es entsteht durch neue Informationsmöglichkeiten eine vielfältige Öffentlichkeit. Dennoch nimmt die Medienvielfalt ab. Zum einen durch Konzentration von Medienunternehmen, aber auch durch Kommerzialisierung von Journalismus, der zunehmend mit PR in Konkurrenz  um Aufmerksamkeit steht.¹

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¹ vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2019): Kohring, Matthias; Zimmermann, Fabian: Fake News als aktuelle Desinformation. Berlin.

Wie entsteht Desinformation in der digitalen Gesellschaft?

Veränderter öffentlicher Diskurs

Finger am Smartphone
© photothek.de

Der öffentliche Diskurs hat sich in der digitalen Gesellschaft dadurch stark verändert.

Alternative Informationslieferant*innen bieten postfaktisches² oder alternative Fakten³, (politisches) Framing beeinflusst die Debatten. Klassische Medien werden als “Lügenpresse” diskreditiert. Interpretation tritt an die Stelle von Information. Das erschwert die Orientierung bzw. auch die Bewertung von Informationen und die Unterscheidung von wahren, halbwahren und falschen Aussagen oder Nachrichten.

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² Nicht auf Fakten beruhend, sondern auf Emotionen - losgelöst vom Wahrheitsgehalt.

³ Formulierung, die erstmals 2017 von Kellyanne Conway, einer Beraterin des US-Präsidenten Donald Trump, zur Entlastung der Falschaussage des Pressesprechers des Weißen Hauses genutzt wurde. Die Wortkombination ist inhaltlich fragwürdig, da Alternativen eine Wahlmöglichkeit beinhalten, die bei eindeutigen Fakten nachprüfbar bzw. belegbar, aber nicht wählbar sind. „Alternative Fakten“ wurde 2017  in Deutschland zum Unwort des Jahres gewählt: „Mit diesem Ausdruck werden Falschbehauptungen salonfähig gemacht und mit Tatsachenbehauptungen auf eine Stufe gehoben. ... Die Bezeichnung „alternative Fakten“ ist der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen.“ ... „Alternative Fakten“ steht für die sich ausbreitende Praxis, den Austausch von Argumenten auf Faktenbasis durch nicht belegbare Behauptungen zu ersetzen, die dann mit einer Bezeichnung wie „alternative Fakten“ als legitim gekennzeichnet werden.“ Quelle: unwortdesjahres.net

⁴ Auswahl und Gewichtung eines bestimmten Themenaspekts, der so in den Vordergrund rückt.

 

Sie kennen jetzt mögliche Faktoren für die Entstehung von  Desinformation in der digitalen Gesellschaft, aber welche Möglichkeiten der Verbreitung gibt es? Das zeigen Ihnen die nächsten Informationen, bei denen Sie auch mitmachen können!

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Wie wird Desinformation verbreitet?

Die Verbreitung von Desinformation kann mittels automatisierter Technologien (Bots), bezahlter Multiplikator*innen (professionelle Trolle, gekaufte Follower etc.), medialer Berichterstattung oder auch durch privates Weiterleiten oder Teilen erfolgen. Wie, wo und durch wen die Kommunikation erfolgt, ist dafür wichtig, ob sie in der beabsichtigten Weise wirksam wird und als relevant wahrgenommen wird.

 

 

Algorithmische Verbreitung von Desinformation

Algorithmen

Der Einsatz von Algorithmen oder Bots kann Desinformation zielgerichtet personalisiert verbreiten, Aufmerksamkeit lenken bzw. halten oder für eine zielgruppengenaue Ansprache (Targeting-Strategien) eingesetzt werden (vgl. Kurs III Modul 1).

 

 

 

 

Wie wird Desinformation gestaltet? Unabhängig von der Motivation und den konkreten Verbreitungswegen von Desinformation gibt es einige Mittel, die sehr häufig eingesetzt werden, um die Botschaften schnell und wirksam zu verbreiten.
Bewegen Sie in der nächsten Information den Schieberegler, um Beispiele für typische Merkmale von Desinformation anzusehen.

Viele der Aspekte, die Sie in den letzten Abschnitten zur Desinformation in der digitalen Gesellschaft kennengelernt haben, finden Sie auch im nachfolgenden Video der Reporterfabrik. Es bietet nochmals einen interessanten Einstieg mit Beispielen zum Thema Desinformation und Fake News, das Sie auch gemeinsam mit Ihren Schüler*innen im Unterricht anschauen können.

Reporterfabrik: Fake News - wie erkennen

“Falschmeldungen gibt es so lange, wie es Zeitungen gibt. Warum sind sie durch das Internet so gefährlich geworden und wie erkennt man sie?”

Third-party content

Das Video wird von YouTube eingebettet abgespielt. Zum Aktivieren müssen Sie auf „Abspielen“ klicken. Wir weisen Sie darauf hin, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden. Es gilt die Datenschutzerklärung von Google.

Miniaturbild

Im nächsten Abschnitt erwarten Sie Informationen zum Umgang Jugendlicher mit Desinformation. Zum Einstieg in das Thema können Sie dazu Ihre eigene Einschätzung reflektieren.

 

 

Reflexion

Im folgenden Abschnitt sehen Sie in der Auswertung, wie die anderen Nutzer*innen geantwortet haben oder erhalten im Feedback entsprechende Informationen aus Studien. Die Reflexionsfragen können auch Einstieg in eine Unterrichtsstunde sein.

Haben Sie bei der Reflexion neue Ideen entwickelt? Wünschen Sie sich bestimmte Angebote oder Materialien für die Gestaltung Ihres Unterrichts oder eines Projektes zum Thema Desinformation? Schicken Sie uns gerne Ihre Anregungen.

Input

Nachdem Sie sich in der Reflexion schon ein bisschen auf das kommende Thema eingestimmt haben, folgt jetzt ein differenzierter Blick auf das Thema Desinformation bei Jugendlichen. Im Video erhalten Sie noch Informationen zu den Schätzfragen, die Sie in der Reflexion beantwortet haben.

Wie entsteht Desinformation bei Jugendlichen?

Mediennutzer*innen treffen auf Desinformation

2 Frauen am Handy
© photothek.de

Jugendliche nutzen das Internet und Soziale Medien wie WhatsApp, YouTube, Instagram, Snapchat oder Tik Tok für ihre Kommunikation, ihr Informationsbedürfnis und sie sind Teil ihres Sozialisationsrahmens (siehe Kurs 2.2 und Kurs 3.2). Dabei sind sie immer auch dem Einfluss von Falschnachrichten, Fake News bzw. Desinformation ausgesetzt. Sie kann ihnen überall begegnen, unabhängig davon, ob sie privat kommunizieren, Werbung an sie herangetragen wird oder sie nach Produkten, Wissen oder Nachrichten suchen.

Desinformation zu erkennen, die jeweilige Motivation dahinter zu entlarven und ihre Verbreitungsmechanismen zu verstehen ist nicht immer einfach.

 

Wie entsteht Desinformation bei Jugendlichen?

Influencer*innen, Werbung und Marketing

fröhliche person auf parkbank
© GaudiLab I shutterstock.com

Influencer*innen sind für Jugendliche wichtige Orientierungshilfen. Deshalb haben deren persönliche Haltungen und Meinungen auch zu aktuellen Themen Bedeutung.

Nicht nur die unmittelbaren Aussagen der Influencer*innen, sondern auch die Beiträge in den Kommentaren können Wirkung entfalten. Jugendliche können so leicht mit unreflektierten Positionen oder Desinformation in Berührung kommen.

Daneben gibt es auch sogenannte Fake-Influencer*innen, deren Reichweite auf gekauften Follower*innen und Likes beruht, Sie können Desinformation nutzen, um gezielt Werbebotschaften zu platzieren, oder umgekehrt Werbebotschaften nutzen, um Desinformation zu streuen.

Wie entsteht Desinformation bei Jugendlichen?

Personalisierte Ansprache

Youtube
© photothek.de

Die Vorschlagsfunktion bei Suchmaschinen bzw. YouTube, die auf Grundlage von bereits genutzten Suchbegriffen, angesehen Webseiten oder Videos ausgewählte Ergebnisse anzeigt, kann zusätzlich die Sichtweisen auf ein Thema verengen und zu einer eindimensionalen, verzerrten Weltsicht führen. Das gilt auch für personalisierte Werbung. 

Für eine möglichst lange Verweildauer bei den Online-Angeboten, werden auch aktivierende Methoden und psychologische Erkenntnisse aus dem Marketing genutzt. Dazu gehören blinkende Licht- und Soundeffekte, die Signalfarbe Rot, das endlose Scrollen, die Swipe-Funktion und einiges mehr.¹

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Vgl. Elternguide.online der FSM

Wie entsteht Desinformation bei Jugendlichen?

Vermeintliche Nachrichten

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Desinformation kann echt aussehen, insbesondere wenn sie in Form einer offiziellen, seriösen Nachricht präsentiert wird. Gerade bei Themen und Meldungen, die verunsichern oder ängstigen können, ist die Bereitschaft größer, einer vermeintlich “seriösen” Nachricht zu glauben und sie zu teilen.²

 

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Vgl. Elternguide.online der FSM

Wie ist der Umgang Jugendlicher mit Fake News bzw. Falschnachrichten? Im nächsten Video sehen Sie ausgewählte Studienergebnisse dazu.

Third-party content

Das Video wird von YouTube eingebettet abgespielt. Zum Aktivieren müssen Sie auf „Abspielen“ klicken. Wir weisen Sie darauf hin, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden. Es gilt die Datenschutzerklärung von Google.

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Jugendliche wünschen sich Kompetenz im Umgang mit Desinformation

Bilder Fotos Videos

Fragen zu Sozialen Medien versuchen sie hauptsächlich allein zu lösen oder im Gespräch mit Freund*innen. Erst danach wenden sie sich an Plattformbetreiber, Eltern oder Lehrer*innen.

Damit Jugendliche das Thema Desinformation und ihr eigenes Wirkungspotenzial verstehen, müssen verschiedene Aspekte mit ihnen diskutiert werden. Dazu gehören die Bedeutung des Medienwandels für die Gesellschaft und die Machtverhältnisse innerhalb der Medienlandschaft. Die Zusammenhänge von Gruppen- und Bestätigungsdenken, Manipulation, Vorurteilen und Persuasion sind ebenso wichtig wie die Einschätzbarkeit und Objektivität von Quellen oder vertrauenswürdigen Informationen. Darüber hinaus müssen sie eigene Kriterien und Verständnis für Zusammenhänge eigener Mediennutzung sowie die Wirkung von Postings und Veröffentlichungen entwickeln.

Werkstatt

Hier finden Sie Vorschläge, wie Sie das Thema Grundlagen zur Entstehung von Desinformation im Unterricht einbinden können. Die Sammlung wächst mit Ihren Ideen - es lohnt sich also immer wieder, vorbei zu schauen. Viele weitere Ideen für Ihren Unterricht finden Sie im Bereich ‘Materialien’.

 

Jetzt können Sie testen, ob Sie alle Fragen zum Modul 2 schon beantworten können. Viel Spaß dabei!

Test
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© Crystal Eye Studio I shutterstock

Sehr schön. Sie haben das Modul jetzt abgeschlossen. Sie haben sich mit verschieden Aspekten von Desinformation auseinandergesetzt. Das sind Grundlagen, die Ihnen für den nächsten Kurs zu konkreten Beispielen von Desinformation wichtiges Hintergrundwissen bieten. In den Reflexionen und auch in den Werkstätten haben Sie darüber hinaus Möglichkeiten kennengelernt, wie Sie das Thema in Ihren Unterricht einbinden können.

Wenn Sie der Reihe nach vorgehen möchten, geht es weiter mit Kurs V 'Desinformation erkennen und begegnen'.

Outro

Hier geht es direkt zu Modul 1 dieses Kurses.

Vielleicht interessiert Sie jetzt aber ein anderes Kursthema? Im Kurs II geht es z. B. um Wandel und Motive der Mediennutzung oder im Kurs III um Meinungsbildung im digitalen Raum. Einen Überblick zu allen Kursthemen und Modulen finden Sie hier.

Geben Sie uns gerne Feedback zu unserem Modul. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!