Mit den Eltern gemeinsam gegen Desinformation – 8 Tipps wie Sie Eltern erreichen

von Dr. Sophie Reimers (Gastbeitrag) | 25.09.2023

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Foto von Dr. Sophie Reimers

Sie haben in Ihrem Unterricht bereits Wege gefunden, die Informations- und Nachrichtenkompetenz Ihrer Schüler*innen zu stärken? Großartig! Ein nächster Schritt könnte sein, auch die Eltern mit ins Boot zu holen und im Sinne einer Bildungspartnerschaft die Medienkompetenz der Kinder gemeinsam zu stärken. 

Das familiäre Umfeld ist sehr prägend für die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Vermutlich können daher alle Lehrkräfte zustimmen, dass es hilfreich ist auch Eltern zu erreichen, um so in Familien mehr Austausch zum Thema anzuregen. Aber wie? Und dazu noch zu diesem Thema? Desinformation ist zugegebenermaßen kein Stichwort, dass als lockerer Türöffner für Elternarbeit wirkt. Aber gerade weil es gesellschaftlich eine so große Relevanz hat, sollten Sie nicht die Finger davon lassen.  

Im Rahmen von weitklick wurde extra ein Materialpaket für Elternabende zum Thema Desinformation erarbeitet. Dieses enthält unterschiedlich lange Präsentationsvorlagen zum Thema „Mit Fakten gegen Fakes“, sowie einen Einladungsvordruck. Das Material erspart Ihnen eine Menge Vorbereitung, sodass Sie in kurzer Zeit mit einer Elternveranstaltung zum Thema starten können. 

Ergänzend sind folgende acht Tipps hilfreich, wenn Sie das Thema Elternarbeit angehen und damit nachhaltig und gemeinsam etwas für die Informationskompetenz junger Menschen tun wollen: 

  1. Niedrigschwellige Impulse: Eltern sind häufig dankbar für leicht umsetzbare Tipps, z.B. zu folgenden Fragen: Wie könnte ein Gesprächseinstieg zum Thema Desinformation aussehen? Welche Angebote kann man mit den Kindern gemeinsam ausprobieren (z.B. Faktencheckseiten oder Bilderrückwärtssuche)? Wichtig ist, dass der Elternabend nicht nur allgemein informiert, sondern auch direkt den Transfer in den Familienalltag anregt. Dazu kann auch eine kleine Hausaufgabe als Brücke dienen: „Wenn Sie nach Hause kommen, fragen Sie doch mal Ihr Kind, ob es schon einmal mit Fakes Erfahrungen gemacht hat und berichten Sie von Ihrem eigenen Umgang mit dem Thema.“ 

  2. Nichts voraussetzen: Eltern sind nicht unbedingt besser gegen Desinformation gewappnet als ihre Kinder. Medienkompetenz kann nicht vorausgesetzt werden (siehe dazu die Studie „Quelle Internet“ Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test). Basiswissen zu vermitteln ist wichtig, auch auf die Gefahr hin, dass einzelne Eltern bereits Bescheid wissen und wenig Neues hören. Auch für diese informierten Eltern liegt ein Mehrwert darin, bestärkt zu werden, dass sie auf dem richtigen Weg sind und wichtige Aspekte der Medienkompetenz vermitteln. 

  3. Die Kinder als gemeinsames Interesse: Nicht alle Eltern sind motiviert, sich abends nach einem langen Arbeitstag noch einen Vortrag anzuhören und das ist okay. Alternativ kann z.B. eine kleine Ausstellung der Ergebnisse aus dem Schulalltag zum Thema Desinformation ein Anlass sein, mit Eltern und Kindern gemeinsam dazu in etwas informellerem Rahmen ins Gespräch zu kommen. 

  4. Kompakte und alltagstaugliche Formate: Elternveranstaltungen sollten gut in den sowieso stressigen Alltag passen, zeitlich im Rahmen bleiben und rechtzeitig angekündigt werden. Onlineformate sind gerade im ländlichen Raum manchmal eine gute Alternative, um den Eltern zusätzliche Anfahrtswege zu ersparen. So können Interessierte sich bequem von zuhause aus informieren. 

  5. Moderation schwieriger Diskussion: Das Thema Desinformation kann bei einer Elternveranstaltung polarisierende Sichtweisen auf das Tableau bringen. Es ist eine Kunst, aufgeheizte Diskussionen gut zu moderieren. Wenn Sie dieser Gedanke überfordert, können Sie sich externe Unterstützung holen. Viele Bundesländer bieten medienpädagogische Angebote, eine Auswahl finden Sie unten. 

  6. Kreative Methoden: Der klassische Vortrag ist nur ein Format unter vielen und vielleicht nicht für alle Eltern die richtige Wahl. Nutzen Sie auch kreative Methoden, um die Infos an die Eltern zu bringen. Ob Infotische mit einer kleinen QRCodeRallye beim Schulfest oder ein Onlinequiz mit digitaler Pinnwand samt hilfreicher Links: Interaktive Methoden bleiben gut im Gedächtnis.  

  7. Eltern brauchen Unterstützung in der Medienerziehung: Digitale Phänomene sind ständig im Wandel und Medienerziehung ist nur eines von vielen komplexen Themen, zu denen Eltern heute Entscheidungen treffen und ihre Kinder begleiten sollen. Wenn Sie keine Kapazitäten haben, eine Elternveranstaltung umzusetzen, können Sie Angebote wie klicksafe, Elternguide.online oder SCHAU HIN! weiterleiten oder Materialien dieser Angebote zur Verfügung stellen. 

  8. Haltung – gemeinsam lernen: Der digitale Raum ist nicht nur für Heranwachsende, sondern für alle ein Lernraum. Nicht immer können Erwachsene – ob Pädagog*innen oder Eltern – sich zu neuen Phänomenen eine informierte Meinung bilden, bevor sie mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch gehen. Eine Haltung, die uns alle als Lernende begreift, ermöglicht es, gemeinsam und im Austausch Strategien zu entwickeln, die zu mehr digitaler Souveränität beitragen. 

Weiterführende Links: 

Bei den Landesstellen für Jugendschutz erhalten Sie bei Bedarf Unterstützung auf der Suche nach externen Referent*innen zu Themen rund um Medienerziehung.
 

Über die Autorin

Dr. Sophie Reimers ist Referentin für Jugendmedienschutz und Projektleitung Eltern-Medien-Beratung bei der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e. V.

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