Webinar: Politische Meinungsbildung Jugendlicher in sozialen Medien

von weitklick-Redaktion | 28.05.2021

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Im Webinar "Politische Meinungsbildung Jugendlicher in sozialen Medien - was wir aus Wissenschaft und medienpädagogischer Praxis lernen können" beleuchteten die drei Dozenten des JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis das Thema aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln. Im ersten Schritt ging es um die Begriffsklärung, dann wurde es spezifischer und schlussendlich ging es in die pädagogische Praxis. 

Den Anfang machte Dr. Niels Brüggen, Leiter der Abteilung Forschung am JFF. Er startete mit zwei Umfragen unter den Teilnehmenden:

1. Was macht für mich "gute" Meinungsbildung aus?

Screenshot Answergarden


2. Diese Beobachtungen mache ich bei meiner Zielgruppe

Screenshot Answergarden

Niels Brüggen erläuterte, dass politische Meinungsbildung oft einher geht mit Problematiken wie Desinformation. Gleichzeitig sähe man jedoch - wenn man auf Jugendliche und beispielsweise die Bewegung Fridays for Future schaut - dass Meinungsbildung auch Partizipationspotentiale hat. 

Definition von Meinung

Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schweiger hat folgende Definition des Begriffs Meinung:

"Bewertung eines Objekts durch eine Person, die diese auf der Basis ihres Wissens über das Objekt und vergleichbare Objekte trifft."

Niels Brüggen erläuterte den Begriff der Meinungsbildung aus vier unterschiedlichen Perspektiven - der Politischen Sozialisationsforschung, der Sozialpsychologie, der Kommunikationswissenschaft sowie der Medienpädagogik.

Soziale Medien sind keine Massenmedien

Dr. Georg Materna, wissenschaftlicher Mitarbeiter am JFF betrachtete aus der medienpädagogischen Perspektive unter anderem die Herausforderungen, die sich durch den Wandel von Öffentlichkeit ergeben. Er ging hierbei auf die drei Ebenen von Öffentlichkeit ein: Versammlungs-, Begegnungsebene sowie die Ebene der Massenmedien.

Insbesondere bei der Begegnungs- und Versammlungsebene ist es durch die Sozialen Medien zu Veränderungen gekommen. Diese sind "mediatisiert" worden. Begegnungen und Versammlungen haben eine mediale Reichweite erreicht, die sie vorher nicht hatten. Diese Ebenen sind nun deutlich mehr beobachtbar. Für Privatpersonen bringt dies die Frage mit sich: Was gebe ich dieser neuen Öffentlichkeit preis? Auch die Aspekte Jugendschutz, Datenschutz etc. spielen eine Rolle.

Georg Materna wies darauf hin, dass die Sozialen Medien keine Massenmedien darstellen, selbst, wenn ein*e Influencer*in mehr Reichweite als ein Massenmedium haben sollte, denn bei Massenmedien handelt es sich um journalistisch entwickelte Inhalte.

Anschließend erläuterte er die drei Dimensionen von Medienkompetenz nach Theunert und Schorb: Wissen, Handeln und Reflexion. Diese sah er eingebettet in die politische Meinungsbildung.

Soziale Medien: Ein geeignetes Mittel zur politischen Partizipation Jugendlicher?

Aus den Erfahrungen eines Praxisprojekts zur islamistischen Präventionsarbeit zog Materna die Erkenntnis, dass die Jugendlichen - entgegen der Einschätzung vieler pädagogischer Fachkräfte - eher zurückhaltend in der Partizipation zu politischen Themen in Sozialen Medien sind. Gründe für die Zurückhaltung der Jugendlichen in dem Projekt waren:

  1. Annahme geringer eigener Wirkung
  2. Unterhaltungsorientierung
  3. Soziale Medien nicht als Ort des (politischen) Diskurses
  4. Hassrede und Shitstorms vermeiden

Es zeigte sich in der Studie aber auch, dass es eine "kompetente Zurückhaltung" bei den Jugendlichen gibt: Die Jugendlichen äußern sich nicht in den Sozialen Medien, sondern diskutieren ihre Ansichten in geschützten Räumen.

Erfahrungen aus der Projektarbeit

Fabian Wörz, medienpädagogischer Referent am JFF, der in den Abteilung Praxis in den Modellprojekten (RISE und in der Vergangenheit bildmachen) an der Schnittstelle von Medienpädagogik und politischer Bildung arbeitet, hielt den dritten Input aus der Perspektive der medienpädagogischen Praxis.

Er teilte folgende Erfahrungen aus der Projektarbeit:

  • Es fehlt an Diskussionsräumen zu politischen Themen für Jugendliche
  • Vor allem zu den Themen Rassismus und Gesellschaftskritik besteht großer Diskussionsbedarf
  • Sich aktiv in politische Diskurse im Netz einzubringen, stellt eine große Hürde dar.

Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit und der Umgang damit

Er berichtete auch von den Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit:

  • Diskussionen zu strittigen Themen zulassen?
  • Hier hilft die AAA-Einordnung von Ufuq: Bei absoluten Wahrheitsansprüchen, Abwertung und Antipluralismus sind die Grenzen eines sinnvollen Diskurses erreicht.
  • Lebensweltnähe von Themen und Informationsquellen
  • Das Gefühl bei den pädagogischen Fachkräften, über alles Wissen zu allen Quellen, Hintergründen, Fakten etc. verfügen zu müssen.Hier hilft es sehr, sich auf der Wissen der Jugendlichen einzulassen und Dinge im Nachhinein zu recherchieren.

Die Aufzeichnung des Webinars ist hier zu finden.

 

 

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