Falschinformationen im Unterricht – konkret reagieren und präventiv bilden

von weitklick-Redaktion | 01.12.2021

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Blog Falschinfos im Unterricht
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Desinformationen sollen gezielt in die Irre führen, beeinflussen und Unruhe stiften. Und sie verbreiten sich schnell. Auch Ihre Schüler*innen können mit ihnen in Kontakt kommen und sie ungefiltert mit in die Schule bringen. Wenn sich Falschinformationen jedoch ohne Widerspruch verbreiten, ist das problematisch – insbesondere, wenn bestimmte Gruppen angefeindet werden. Wir haben Ihnen einige Tipps zusammengestellt, wie Sie als Lehrkraft kursierende Falschnachrichten ansprechen und mit Ihren Schüler*innen aufklären können.
 

Konkret reagieren

Wenn Sie mitbekommen, dass Falschnachrichten oder Verschwörungserzählungen in der Schule kursieren, intervenieren Sie so früh wie möglich. Lassen Sie die Schüler*innen nicht damit allein. Es ist wichtig, dagegen zu sprechen, damit das Schweigen nicht als Zustimmung interpretiert werden kann. Nehmen Sie sich Zeit für ein Vieraugengespräch mit den Verbreiter*innen, um niemanden vor der Klasse bloßzustellen.

Zudem sollten Sie die Nachricht gemeinsam besprechen. Lassen Sie dabei die Schüler*innen erzählen, nehmen Sie sie ernst und stellen Sie Fragen: Wann hast du die Nachricht bekommen? Wer hat sie dir geschickt? Was ist dann passiert?

Bei generalisierenden unkonkreten Aussagen wie „viele sind der Meinung“ oder „man darf das ja nicht mehr sagen“ hilft Nachfragen: Wer ist „viele“? Wer ist „man“?

Recherchieren Sie gemeinsam: Wenn die Suchmaschine keine Klarheit bringt, können Sie Faktencheck-Tools nutzen.

Wichtig zu unterscheiden: Nachrichten mit falschen oder fehlerhaften Informationen sind nicht zwangsläufig Falsch- bzw. Desinformationen. Bei Recherchefehlern oder missverständlich ausgedrückten Sachverhalten handelt es sich stattdessen um sogenannte Misinformationen.
 

Haltung zeigen

Klare Positionierung, Kommunikation und Interaktion ist beim Umgang mit Schüler*innen bezüglich Falschinformationen gefragt. Hierbei ist die Balance wichtig, gefährlichen Inhalten und den Verbreiter*innen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken und gleichzeitig Betroffene zu schützen und zu stärken.

Eine besondere Herausforderung stellt sich, wenn die Desinformationen aus dem Elternhaus in die Schule mitgebracht und ungefiltert verbreitet werden. Hier ist ein ganzheitliches Konzept und eine klare einheitliche Haltung mit dem Kollegium und der Schuldirektion gefragt: Die Schule hat eine Aufklärungsverantwortung, der sie beim Hinterfragen von Verschwörungsmythen nachkommt. In besonderen Fällen kann auch externe Unterstützung durch Sozialpädagog*innen hilfreich sein.
 

Präventiv bilden

Um der Verbreitung von Desinformation unter Ihren Schüler*innen vorzubeugen, ist langfristig die Förderung von Informations- und Nachrichtenkompetenz das wirksamste Mittel. Für höhere Jahrgangsstufen bietet sich als Einstieg der digitale Nachrichtentest der Stiftung Neue Verantwortung an.

Außerdem kann es helfen, sich mit den Methoden auseinandersetzen, die genutzt werden, um Diskurse zu manipulieren, Diskussionen zu verzerren und wissenschaftliche Ergebnisse zu leugnen. Die fünf geläufigsten Manipulationstechniken können durch PLURV abgekürzt werden: Pseudo-Expert*innen – Logikfehler – unerfüllbare Erwartungen – Rosinenpickerei – Verschwörungsmythen.

  • Pseudo-Expert*innen versuchen trotz fehlender Qualifikation mit Behauptungen und komplexen Fachbegriffen zu täuschen.
     
  • Logikfehler – falsche Schlüsse aus korrekten Basisinformationen – bauen auf seriösen Quellen auf. Bestimmte Aussagen oder Situationen weden bewusst falsch dargestellt oder falsch interpretiert. Um rationale Gesprächspartner*innen oder auch einen Wissenschaftsbereich anzuzweifeln, werden Beweise gefordert, die unerfüllbar sind.
     
  • Bei Rosinenpickerei werden Quellen oder Aussagen aus ihrem Kontext genommen, um zu manipulieren. Diese werden oft durch subjektive Empfindungen und Geschichten angereichert.
     
  • Verschwörungsmythen gehen häufig auf alte Geschichten zurück, die dadurch vertraut wirken. Hierbei handelt es sich um emotionalisierende Inhalte, die sich nicht durch rationale und wissenschaftliche Argumente widerlegen lassen.

Weitergehende Informationen finden Sie im Beitrag von mimikama zu PLURV-Techniken.

Nutzen Sie auch unsere Sammlung kostenloser Materialien, deren praxisnahe Beispiele, Arbeitsblätter und Projektideen die Vorbereitung Ihres Unterrichts erleichtern und zur Stärkung von Medien-, Nachrichten- und Informationskompetenz beitragen.
 

weitklick-Webinare zum Austausch nutzen

Die Inhalte dieses Blogartikels beruhen auf dem Webinar „Desinformation und Populismus präventiv begegnen“ mit Medienpädagogin Niloufar Behradi-Ohnacker und Blogger Andre Wolf von mimikama.

Nutzen auch Sie unsere kommenden weitklick-Webinare, um sich intensiv mit dem Thema Desinformation online zu beschäftigen, Anregungen für den Unterricht mitzunehmen und sich mit anderen Lehrkräften zu Herausforderungen auszutauschen.

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